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Fangbericht Königskarpfen

Konigskarpfen Kopie

 

 

Das Wetter am vergangen Sonntag war alles andere als gemütlich. 11 Grad und Dauerregen machten das Aufstehen gegen 4 Uhr morgens nicht gerade leichter. Aber für das alljährlich ausgetragene Königsfischen meines Vereins, dem Kreisfischereiverein Vilsbiburg, musste das eben sein. Ich bin jetzt 29 Jahre alt und angle seit ich ein kleines Mädchen bin. Dem Verein bin ich mit zehn Jahren beigetreten – mit dem Fischfieber angesteckt von meinem Vater und meinem großen Bruder. Zwar hatte ich während des Studiums eine längere Angelpause in heimischen Gewässern eingelegt und mich eher auf Skandinavien konzentriert, aber seit über einem Jahr beschäftigte ich mich wieder sehr intensiv mit dem Fischen an unserem Fluss, der Vils. Beinahe jedes Wochenende, ob Sommer oder Winter. Es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, seine Zeit zu nutzen, als einen Tag am Wasser zu verbringen. Das wiederum dachte ich mir an diesem Sonntagmorgen aber eher nicht. Wie schön wäre es doch im warmen Bett gewesen. Draußen war es stockdunkel, kühl und ein etwas weiterer Fußmarsch durch nasses Gras bis zu meinem anvisierten Angelplatz. Bereits die zwei vorhergehenden Wochen hatte ich dort jedes Mal einen Karpfen zwischen 7 und 9 Kilo gefangen. Der Plan für das diesjährige Königsfischen war also klar: Alles oder nichts! Ich musste es einfach versuchen. Ziemlich durchnässt und mit meiner Startkarte in der Tasche ging es Punkt sieben Uhr los. Lang dauerte es nicht, bis sich die Rute bog. Nach etwa zwanzig Minuten hatte sich ein großer Spiegelkarpfen meinen Wurm geschnappt und wollte einfach nicht einsehen, dass er mir nicht mehr entkommen würde. Jedenfalls war das Dickerchen gegen 7.30 Uhr angelandet und sicher im Setzkescher verstaut. Meine Hände zitterten dermaßen, dass ich mich beim Abmessen vor lauter Nervosität irgendwie geirrt hatte und ich ging von einem etwa 50 cm Karpfen aus. Irgendwann schaute mein Bruder vorbei und meinte, dass ich mit so einem Brummer schon Chancen auf den Titel hätte. Ich erlaubte mir diesen Gedanken einfach nicht. Gegen 11 Uhr kam ein Kontrolleur des Weges, der erzählte, es seien schon etliche Karpfen gefangen worden. Auch schon einer über 60 cm. Für mich war klar – das reicht nicht. Ehrlich gesagt war mir das in dem Moment aber auch egal. Ich war ohnehin schon wahnsinnig stolz darauf, dass mein Plan funktioniert hatte und ich den Burschen tatsächlich auch gut hatte landen können. Ein schöner Preis sprang allemal dabei heraus. Um 12 Uhr war das Königsfischen beendet und jeder machte sich auf den Weg zum Festplatz, um seinen Fang abzuliefern. Eine Traube von Menschen umgab die Abwiegestelle vor der Halle, um zu beobachten, wer den größten Fisch abgeben würde. Ich stellte mich also mit meinem Fang in die Schlange und hob ihn aus dem Eimer, als ich an die Reihe kam. Ein Raunen ging durch die Reihen ...und mir – mir rutschte das Herz in die Hose. Das musste ja wohl bedeuten, dass mein Karpfen bisher zu den Größten gehörte...? „5250 Gramm – sauber!“, hieß es. Konnte das denn sein? Die anschließenden 10 Minuten bis zum Ende des offiziellen Abwiegens ging ich felsenfest davon aus, dass jede Minute noch jemand antanzen würde, der das Gewicht toppt. Es gibt doch immer jemanden, der noch einen Größeren gefangen hat....IMMER. Aber es kam niemand. Ich war an diesem einen Tag tatsächlich nicht zu schlagen. Der Plan hatte funktioniert. Mir war völlig schummrig und flau im Magen, als mir plötzlich von allen Seiten gratuliert wurde. Ich hörte nur, wie man sagte „In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal eine Fischerkönigin!“ Und dann war es also historisch: Es gab endlich eine Frau, die es geschafft hatte. Die erste Fischerkönigin dieses Fischereivereins. Und das bin wirklich ich. Mittlerweile sind drei Tage vergangen, aber glauben kann ich es immer noch nicht. Die Familientradition führe ich zudem fort, was mir persönlich sehr viel bedeutet. Mein Bruder war schon König, mein Vater hält zusammen mit wenigen anderen Vereinskollegen den Rekord. Leider ist er vor ein paar Jahren verstorben. Das ist gerade jetzt richtig hart für mich. Ich bin mir sicher: Er wäre so stolz auf seine Tochter gewesen... Es war in jedem Fall schön zu sehen, wie sehr sich viele der Männer für mich gefreut haben. Man wird in der nach wie vor überaus männlich dominierten Angelwelt als Frau wohl wirklich allmählich ernst genommen - ich zumindest fühlte mich endlich einmal nicht belächelt. Ich denke, es gibt sicherlich einige, die ihr Hobby gerne mit der Tochter, Frau oder Freundin teilen würden. Beide Seiten sollten das wirklich einmal ausprobieren! Männer – bemüht euch, das Angeln eurem Mädel schmackhaft zu machen! Ladies – versuchts’ doch einfach mal. Es ist wirklich die schönste Sache der Welt! Abschließend freut es mich am aller meisten, dass doch immer mehr Mädchen und junge Frauen am Wasser anzutreffen sind. Angeln erfordert Gefühl – und holla, das haben wir ja wohl! Seien wir mal ehrlich – mit lackierten Nägeln und schicken Outdoor-Klamotten machen wir mit unserem Fang optisch meist auch wesentlich mehr her, als unsere männliche Kollegen. Also Mädels - Mascara auflegen, Rute einpacken, raus ans Wasser und mit dem Angeln beginnen! Wir können das nämlich auch ziemlich gut...!